19. März 2017

strichweise diesig # 217 "Impressionen eines Wahlmanns"


(zur größeren Ansicht bitte draufklicken)


Welcome Mr. President! Heute beginnt die Amtszeit unseres neuen Staatsoberhauptes. Ein guter Anlass, Ihnen den versprochenen (s. # 208) Einblick in meine eigene kleine Amtszeit als Mitglied der Bundesversammlung zu gestatten. Also öffne ich mal mein Berlin-Fotoalbum für Sie. Viele Fotos hab ich nicht machen können; der Akku meines Telefons gibt nämlich langsam den Geist auf; das ist aber auch schon fast ein halbes Jahr alt - da kann man echt nichts sagen.


Weil ich weiß, dass es wenig Schöneres gibt, als sich Schnappschüsse auf dem Handy zeigen zu lassen und - nicht zu kurzen - Anekdötchen dazu zu lauschen, plaudere ich mal ein Bisschen Insiderkram aus:
  1. Ich mach‘ ja immer Fotos vom Parkplatz, damit ich mein Auto wiederfinde. Ich war spät dran an diesem schönen Sonntag (was für ein schöner Sonntag!), aber in der Bannmeile war noch ein guter, sehr naher Parkplatz frei. Bevor Sie sich wundern: Als Parlamentarier, der ich für einen Tag sein durfte, genoss ich ja Immunität – also frei parken!
  2. Aus irgendeinem Grund hat mich mein CDU-Landesverband als Wahlmann nominiert. Dieses Mal – ich verrate Ihnen kein Geheimnis – war die Wahl nicht gerade eng und so hat auch die Union sich wieder an die schöne Tradition erinnern dürfen, Sternchen aus Kultur und Showbiz aufzustellen, auch wenn diese zuweilen nicht ganz so berechenbar sind. Ich gehe davon aus, man ist auf mich aufmerksam geworden aufgrund meines Beitrages zur Wahl von vor fünf Jahren, dem Amt des Bundespräsidenten wieder etwas Swag zu verleihen, wie wir Junggebliebenen sagen (s. # 58). Warum gerade die Union? Nun, das weiß ich auch nicht. Freilich hätte ich mich auch über eine Anfrage aus den Reihen der anderen Fraktionen gefreut. Aber – hier sehen Sie ein Selfi aus dem morgendlichen Zählappell – in die Wahlmannschaft der CDU passte ich hervorragend rein. Da waren nämlich noch so einige andere Promis am Start, die man irgendwie aus den Medien kennt, aber bislang nicht unbedingt mit einer politischen Haltung in Verbindung bringen kann, wie Veronika Ferres, Hape Kerkeling oder Angela Merkel. Was mir übrigens aufgefallen ist: Ich glaube, Peter Altmaier hat noch nie – also wirklich noch nie! – seine Krawatte morgens ein zweites Mal gebunden, wenn er gemerkt hat, dass der Knoten nix geworden ist… das nur am Rande...
  3. Dann ging’s irgendwann endlich los! Norbert Lammert eröffnete die Versammlung und hielt eine bemerkenswerte Rede. Falls Sie die verpasst haben sollten: Unbedingt auf youtube ansehen. Schade, dass der als Bundespräsident nicht zur Verfügung stand (insofern hatten wir uns in unserer # 156 in ihm getäuscht). Aber, da er ja auch nicht noch einmal für den Bundestag kandidieren will, hätte er ja Zeit. Wär doch gut, wenn er als Redenschreiber ins Team von Frank-Walter Steineier einsteigen würde. Auf 400-€-Basis oder so.
  4. Hier die AfD-Fraktion. Wie die das schaffen, während Herr Lammert ein paar Selbstverständlichkeiten über Weltoffenheit, Europa und Erinnerungskultur sagt und alle drum herum darauf abgehen, so ungerührt zu bleiben?! Das ist Selbstkontrolle. Respekt!
  5. Beim Wahlvorgang ging ich auf Sightseeing-Tour durchs Plenum. Da waren aber auch ein paar Paradiesvögel, sag ich Ihnen! Wie man sich bei einem so feierlichen Staatsakt nur so anziehen kann? Den extremsten Mode-Fauxpas hab ich hier geknippst: Frank Thelen. Nicht nur unbeschlipst, sondern auch mit Hemd über der Hose. Der Junge lebt einfach Start-Up. Durch und durch!
  6. Als ich das verwaiste Rednerpult sah, konnte ich einfach nicht widerstehen…
  7. …aber die Saaldiener verstehen echt nicht viel Spaß…
  8. …im Gegensatz zu den Betreibern der Bundestagskantine. Von denen kann selbst ein diplomierter Scherzkeks, wie ich einer bin, noch einiges lernen. 
So, jetzt habe ich ein Einsehen mit Ihnen und habe ja auch wahrlich schon genügend geschwafelt. Wie die Wahl ausgegangen ist, können Sie ja Ende des Jahres bei Menschen 2017 sehen. Ich hatte jedenfalls einen wunderschönen Tag. Und trotz dem einen oder anderen Gläschen Schaumwein bzw. Schierker Feuerstein® (Grüße an Sigi, Du weißt bescheid ;)) habe ich mein Auto auch gleich wiedergefunden. Ob ich noch fahrtüchtig war? Dank meiner Abgeordnetenimmunität brauchte ich mich um solcherlei Kinkerlitzchen gottlob nicht zu scheren. Rechte muss man nutzen, sonst nutzen sie sich ab, sag ich immer (ich glaub‘ das hab ich mal so ähnlich bei Reinhard Mey gehört). Alles andere wäre ein postumer Schlag ins Gesicht der Männer, die für diese Rechte gekämpft haben und gestorben sind.

Nachtrag: Wir sind presserechtlich verpflichtet, Sie auf folgende Gegendarstellung hinzuweisen: # 223

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen